Das Chroma-Key-Tool

Bei der Chroma-Key-Funktion handelt es sich um eine weit verbreitete Technik, mit deren Hilfe Objekte im Vordergrund einer Filmszene eingeblendet werden können, die beim Drehen der Szene nicht vorhanden waren bzw. unmöglich vorhanden sein konnten. Wenn ein Action-Held zum Beispiel in einen Vulkan fällt, gegen eine Riesen-Schabe kämpft oder die Raumschiffbesatzung durch einen gewagten Raumspaziergang rettet, wurde sehr wahrscheinlich der Chroma-Key-Effekt oder eine ähnliche Technik für die jeweilige Szene eingesetzt.

Chroma-Key-Effekte werden auch häufig als „Bluescreen-“ oder „Greenscreen-“Effekte bezeichnet, da die Vordergrundszene vor einem gleichmäßig blauen bzw. grünen Hintergrund gedreht wurde. Später wird dieser Hintergrund elektronisch entfernt, so dass nur die Vordergrundhandlung übrig bleibt. Diese wird dann wiederum über den tatsächlichen Hintergrund der fertigen Szene gelegt, der separat vorbereitet wurde.

Für den Chroma-Key-Effekt werden im allgemeinen die Farben Blau und Grün bevorzugt eingesetzt, da diese Farben beim Entfernen die natürliche Hautfarbe von Personen nicht verändert. Prinzipiell kann jedoch für das Chroma-Key-Tool in Studio jede beliebige Farbe verwendet werden.

Pinnacle Studio 186 chroma key demo Das Chroma Key Tool

Erstellen einer Szene mit Chroma-Key: Ein Clip in der Videospur (links) wird als Hintergrund für einen Greenscreen-Clip in der Overlay-Spur (Mitte) ausgewählt. Mit Hilfe der Chroma-Key-Technologie wird der grüne Anteil in der fertigen Szene (rechts) ersetzt.

Wie bei der Funktion Bild-in-Bild müssen auch für den Chroma-Key-Effekt zunächst einige Videoclips auf die Timeline gezogen werden. Ziehen Sie die gewünschten Clips für den Hintergrund auf die Videospur. Der Clip für den Vordergrund, welcher vor einem einfarbigen, intensiven Hintergrund gedreht werden sollte (siehe der mittlere Clip in der oberen Abbildung), wird in der Overlay-Spur unterhalb des Hauptclips abgelegt.

Pinnacle Studio 187 video tool icon   pip and ck Das Chroma Key ToolNachdem alle Clips in der jeweils richtigen Spur abgelegt wurden, wählen Sie den Vordergrundclip aus und öffnen Sie das Bild-in-Bild / Chroma-Key (PIP/CK)-Tool. Das Tool befindet sich (von oben) an Position 7 der Video-Toolbox des Filmfensters. Öffnen Sie zur Anzeige der benötigten Steuerelemente die Registerkarte Chroma-Key.

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Der Chroma-Key-Bereich des PIP/CK-Tools.

Steuerelemente des Chroma-Key-Tools

Das Chroma-Key-Tool erzeugt bei Aufruf eine „Maske“, die unter Keying-Kanal im linken Anzeigebereich des Tools angezeigt wird. Transparente Bildbereiche werden schwarz, undurchlässige, im fertigen Film sichtbaren Bereiche, werden weiß eingefärbt. Die meisten der übrigen Steuerelemente dienen zum exakten Festlegen der Bildausschnitte, die zum transparenten Bereich der Maske hinzugefügt werden sollen, beispielsweise über „Key-Farbe“ und andere Eigenschaften.

Transparenz: Die Einstellung dieses Schiebereglers bewirkt, dass das darunterliegende Video durch das Overlay scheint. Schieben Sie den Regler nach rechts, um die Transparenz des Overlays einschließlich Rand und Schatten schrittweise zu erhöhen.

Voreinstellungen: Dieses Auswahlfeld enthält die beiden Voreinstellungen „Greenbox-Key“ und „Bluebox-Key“. Sie dienen als Starthilfe beim Festlegen der Einstellungen für das Tool, falls eine der Standard- Chroma-Key Farben eingesetzt wird.

Key-Farbe: Verwenden Sie für die Farbauswahl die Symbolschaltfläche Farbauswahl (Quadrat) bzw. die Farbpipette und wählen Sie diejenigen Farben, die aus dem Videobild entfernt werden sollen, sodass nur der gewünschte Vordergrund sichtbar bleibt.

Bei diesem Vorgang wird nicht die wirkliche Farbe ausgewählt, sondern nur der Farbton, ohne Berücksichtigung weiterer Eigenschaften wie Sättigung und Intensität. Die eigentliche Farbe setzt sich aus dem Farbton sowie diesen Eigenschaften zusammen. Der gewählte Farbton wird je nach Lage des markierten Bereiches auf dem Farbkreisumfang angezeigt.

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Im Farbkreis des Chroma-Key-Tools wird der Farbtonbereich [Hue] (auf dem Kreisumfang) sowie die Farbsättigung [Saturation] (entlang des Radius) angezeigt. Jeder Bildpunkt im Overlay-Bild, dessen Farbton und Sättigung in den markierten Bereich fällt, wird als transparenter Bildpunkt behandelt.

Farbtoleranz: Mit diesem Schieberegler wird die Breite des Farbtonbereiches festgelegt, der als “Key-Farbe” interpretiert wird. Durch Verschieben des Reglers nach rechts wird der Bogenwinkel des markierten Bereichs im Farbkreis erweitert.

Sättigung: Als Sättigung wird der Farbtonanteil in einer Farbe bezeichnet. Ein Bildpunkt mit einer Sättigung von Null (im Mittelpunkt des Farbkreises) enthält keinen Farbton: dieser Bildpunkt fällt in die Kategorie „Graustufe“, deren Merkmale nur Schwarz und Weiß sind. Chroma-Key wirkt am optimalsten, wenn die Hintergrundfarbe eine hohe und gleichmäßige Sättigung aufweist. In diesem Fall kann der Schieberegler auf einen hohen Wert eingestellt werden. In der Realität werden durch leichte Abweichungen bei den Lichtverhältnissen und den verwendeten Lichtquellen nahezu ideale Bedingungen für den Hintergrund geschaffen. Durch Verschieben des Reglers nach links wird ein größerer Sättigungsbereich berücksichtigt, was durch einen Bereich angezeigt wird, der sich näher am Mittelpunkt des Farbkreises orientiert.

Weichheit: Mit diesem Schieberegler wird der „Dichtegrad“ des darunter liegenden Films eingestellt. In der ganz linken Position wird der Hauptfilm vollständig schwarz angezeigt. Beim Verschieben des Reglers nach rechts steigt die „Dichtigkeit“ des Hauptfilmes.

Spill-Unterdrückung: Mit Hilfe dieses Schiebereglers können Bildrauschen oder „Ausfransungen“ an den Rändern des Vordergrundmotivs verringert werden.

Chroma-Key-Funktion aktivieren: Mit diesem Kontrollkästchen wird der Chroma-Key-Effekt ein- und ausgeschaltet.

Auf neue Clips anwenden: Diese Option ist nützlich, um dieselben Chroma-Key-Einstellungen auf mehrere Clips anzuwenden. Bei markierter Option werden die betreffenden Einstellungen automatisch auf jeden neu in die Overlay-Spur gezogenen Clip angewendet, die bei der letzten Verwendung des Tools vorgenommen wurden.

Die Arbeitsoberfläche des Chroma-Key-Effektes

Falls Sie die Werte der Chroma-Key-Einstellungen lieber als Zahlenwerte eingeben und nicht über grafische Anzeigen festlegen möchten, steht im Tool für Videoeffekte eine alternative Arbeitsoberfläche zur Verfügung. Zudem können auch beide Möglichkeiten miteinander kombiniert werden, d. h. sowohl die grafische Arbeitsoberfläche des Chroma-Key-Tools zum Festlegen der Anfangseinstellungen als auch die Eingabe von Zahlenwerten zur Feinabstimmung.

Die Parametereinstellungen des in Studio Plus enthaltenen Chroma-Key-Plugins stimmen mit denen im Chroma-Key-Tool weitgehend überein, enthalten jedoch die zusätzliche Funktion Key umkehren. Bei Umsetzung dieser Option werden die normalerweise undurchlässigen Teile des betreffenden Keys als transparent und die transparenten Teile als undurchlässig interpretiert, sodass der darunterliegende Film mit Ausnahme des durch die Bildschirmfarben maskierten Bereichs überall hindurchscheint.

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Parametereinstellungen für den Chroma-Key-Effekt

Das Chroma-Key-Tool bietet zudem eine Spezialansicht des erzeugten Transparenz-Keys. Wenn Sie diese Ansicht im Player sehen möchten, während Sie mit den Effektparametern arbeiten, aktivieren Sie das Kontrollkästchen Key zeigen.

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Die Option Key zeigen: Links der Key und rechts das Original

Tipps für den Umgang mit der Chroma-Key-Technik

So leistungsfähig Ihre Software auch sein mag, beim Einsatz von Chroma-Key sind die richtigen Einstellungen zur Vorbereitung der Aufnahme ebenso wichtig, wobei das Experimentieren mit den Einstellungen allerdings sehr hilfreich sein kann. Im Folgenden ein paar Tipps zum Umgang mit diesem Effekt:

Der Hintergrund sollte möglichst gleichmäßig ausgeleuchtet werden: Häufig erscheinen Hintergrundfarben mit dem bloßen Auge betrachtet als sehr gleichmäßig, bei der Wiedergabe allerdings als zu dunkel oder unscharf. Diese Farben sind für das Chroma-Key-Verfahren nicht gut geeignet, bei dem gleichmäßige, gesättigte Farben erforderlich sind. Setzen Sie für die Hintergrundbeleuchtung mehrere Lichtquellen ein, um eine ebenmäßige Ausleuchtung des gesamten Bereichs ohne grelle Stellen zu erreichen. Für Außenaufnahmen eignet sich beispielsweise  diffuses Tageslicht bei bewölktem Himmel.

Hinweis: Professionelle Hintergründe für Ihre Arbeit mit Chroma-Key werden auf der Pinnacle Website kostengünstig zum Kauf angeboten.

Der Schatten des Motivs (Objekt) sollte nicht in das Bild fallen: Arrangieren Sie das Objekt (Motiv) und die Vordergrundbeleuchtung so, dass keine Schatten in den Hintergrund einfallen. Das Motiv sollte sich dabei mindestens einen Meter vor dem Hintergrund befinden.

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Installation während einer Chroma-Key-Aufnahme. Der Hintergrund wird ausreichend und gleichmäßig ausgeleuchtet und befindet sich in ausreichendem Abstand hinter dem Objekt bzw. der Person, so dass keine Schatten in das Bild einfallen. Die Ausleuchtung der Person sollte an den Hintergrund, der während der Aufnahme zu sehen ist, angepasst werden.

Es sollten geeignete Vordergrundfarben gewählt werden: Die Person sollte bei Greenscreen-Aufnahmen keine grüne Kleidung bzw. bei Bluescreen-Aufnahmen keine blaue Kleidung tragen; diese Bereiche, die mit der jeweiligen Key-Farbe übereinstimmen, werden im fertigen Film herausgefiltert. Beachten Sie diesen Umstand besonders bei ungleichmäßigeren Hintergründen, bei denen eine höhere Chroma-Key-Farbtoleranz  eingestellt werden muss.

Das Profil sollte möglichst glatt sein: Chroma-Key funktioniert optimaler mit glatten als mit gezackten oder ausgefransten Kanten. Das Motif (Objekt) sollte für die Kamera also ein möglichst ebenes Profil aufweisen. Besonders knifflig wird es – wenn es um Personen geht – bei Haaren, die am besten so gut wie möglich geglättet werden sollten. Falls es in die Szene hineinpasst, sollte die Person eine Kopfbedeckung tragen.

Es sollten möglichst Nahaufnahmen verwendet werden: Je umfassender das aufgenommene Bild, desto größer muss auch der Hintergrund sein und desto schwieriger gestaltet sich die Aufnahme. Für einen optimalen Effekt sollte die Person nur von der Hüfte an aufwärts und nicht in der Totalen aufgenommen werden.

Das Chroma-Key-Tool